Morgen, Freitag, macht die Kampagne "Der Holocaust auf Ihrem Teller" der Tierrechtsorganisation PETA Station in Wien. Auf großflächigen Plakaten und einer Website (http://www.masskilling.com) werden dabei Fotografien von nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern Abbildungen der Gefangenhaltung und industriellen Tötung sogenannter Nutztiere gegenübergestellt.
Während in Deutschland aufgrund einer vom Zentralrat der Juden erwirkten einstweiligen Verfügung von den insgesamt acht Bildmotiven nur mehr eines gezeigt werden darf, werden in Wien voraussichtlich alle Plakate präsentiert werden.
Die Gleichsetzung des Holocaust mit der Ausbeutung und Ermordung von Tieren stößt aber auch in Teilen der Tierbefreiungsbewegung auf entschiedene Ablehnung und Kritik, die sich allerdings im Unterschied zur dominanten öffentlichen Meinung nicht auf eine vermeintliche Minderwertigkeit tierlicher Individuen bezieht.
Parolen wie "Der Holocaust auf Ihrem Teller" relativieren die nationalsozialistischen Verbrechen an JüdInnen, dem Holocaust wird durch diese Gleichsetzung die Singularität abgesprochen.
Aus einigen Bildern, die auf den ersten Blick ähnlich aussehen, wird eine Analogie konstruiert ohne die jeweils komplexen Hintergründe, die viele grundlegende Unterschiede deutlich machen würden, mit einzubeziehen. So wird beispielsweise der eliminatorische Antisemitismus als Ursache für den Holocaust völlig ausgeblendet.
Gerade in einer Gesellschaft, in der Antisemitismus noch immer nicht der Vergangenheit angehört und weitaus öfter ein Vergessen und Verdrängen der NS-Verbrechen zu beobachten ist als eine kritische und verantwortungsvolle Auseinandersetzung damit, tragen Aussagen wie jene von PETA zur Verharmlosung des Holocausts bei.
Ein weiterer Grund für unsere Kritik an der Kampagne ist, dass PETA damit die Opfer des Holocausts zu Werbezwecken instrumentalisiert. Bei den gezeigten Bildern geht es nicht um jene Menschen, die darauf zu sehen sind, um ihr Leben vor dem nationalsozialistischen Terror und ihr individuelles Leiden und Sterben in den NS-Lagern, sondern die zur Schau gestellten Menschen werden benutzt um mittels Provokation die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema, nämlich die Gewalt Tieren gegenüber, zu lenken.
Wir sind der Meinung, dass die derzeit herrschenden Einstellungen und Praktiken Tieren gegenüber, ihre Verdinglichung und Nutzung, prinzipiell in Frage gestellt und grundsätzlich bekämpft und verändert werden müssen. Aber die Befreiung der Tiere aus dem gesellschaftlichen Unterdrückungsverhältnis, das Eintreten gegen Speziesismus und für die Respektierung von Tieren als individuelle und autonome Lebewesen kann nur in einem emanzipatorischen Kontext und unter der Voraussetzung der Achtung der Rechte und der Würde der Menschen erfolgen.
Weitere von Veni Vidi Vegi! unterstützte kritische Stellungnahme aus der Tierbefreiungsbewegung an PETA's Kampagne: www.tan.claranet.de/texte/peta.html |